daniel roehe

digitale bildung für alle

Erste Schritte in die Arbeitswelt

Meine Klasse ist seit dieser Woche im Praktikum. Die nervöse Spannung bei den Schülern während der Vorbereitung in der vergangenen Woche hat mir gezeigt, wie aufregend der Schritt in die Arbeitswelt ist. Praktika haben eben für alle Beteiligten, aber insbesondere für die Berufsorientierung der Schüler eine immens hohe Bedeutung. Insbesondere dann, wenn es sich, wie bei meinen Schülern, um Menschen mit besonderem Förderbedarf handelt.

Zunächst hatte ich nicht mit dieser Aufregung gerechnet, ist es doch das dritte Praktikum meiner Klasse. Meine Schüler verlassen aber in wenigen Monaten den „Schonraum Schule“, in dem jeder sie und sie alles kennen. Im Praktikum, also einer längerfristigen Erprobung in realen Arbeitsbedingungen, erfahren sie, was nach der Schule auf sie zu kommt. Jeder muss für sich (wenngleich noch mit unserer Unterstützung) viele alltägliche Probleme lösen. Es stellen sich ganz einfache Fragen wie, „Wie komme ich zu meiner Arbeitsstelle?“ oder „Wie spreche ich Kollegen an?“ Sie können während und nach dem Prakitkum aber auch einschätzen lernen, welche beruflichen Tätigkeiten zu ihnen passen. Ingrid Körner, Präsidentin von „Inclusion Europe“ weist in einem Interview mit dem Magazin „Auf Kurs“ auf die Bedeutung von Praktika aus Sicht der Eltern hin. „Unsere Lösung hieß Praktika – während der Schulzeit und so viele wie möglich. So konnten unsere Kinder früh erfahren, was Arbeit bedeutet und in Gesprächen mit Sonderpädagogen in Integrationsschulen herausfinden, was sie beruflich interessierte.“ (Auf Kurs 1/08, S. 28)

Für mich ist mit dem Praktikum sehr viel und teilweise ungewöhnlicher Organisationsaufwand verbunden. In erster Linie sind wir Lehrer auf die Kooperationsbereitschaft von Betrieben und Unternehmen angewiesen. Je besser die funktioniert, desto passgenauere Erfahrungen können wir den Schülern vermitteln. Ich habe das Glück, mit vielen bereitwilligen Unternehmern in Kontakt zu stehen. Einerseits kann ich ihnen mein Anliegen während der Praktikumsbesuche mitteilen, andererseits treffe ich mich mit einigen Vertretern der hamburger Mittelstands zu einem regelmäßigen Austausch. Bei einem der letzten Treffen haben die Unternehmer noch einmal unterstrichen, wie bedeutsam die Begegnung mit Praktikanten für sie ist. Wenn sich die Schüler durch so genannte soft-skills oder Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit, Motivation und gute Umgangsformen bewähren, würden für sie schlechte schulische Leistungen auch mal in den Hintergrund treten. Damit machen Unternehmer mir und den Schülern deutlich, wie wichtig eine persönliche Empfehlungen sein kann. Gerade meine Schüler, die an den Leistungsanforderungen der Regelschule gescheitert sind, gewinnen hiermit von Seiten der Wirtschaft eine hoch motivierende Perspektive. Ich wünsche den Schülern viele gute Erfahrungen die ihnen derartige Anerkennung vermitteln und mir noch mehr so engagierte Kontakte mit Betrieben und Unternehmen.

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