daniel roehe

digitale bildung für alle

Interaktive Tafelbilder?

So langsam habe ich die Erkenntnisse der didacta verarbeitet. Ich bin nach dem letzten Beitrag noch eine Ergänzung in Sachen „digitaler Bildung“ von der Messe schuldig. Ich habe mit dem IT-Verantwortlichen unserer Schule längere Zeit am Stand von Smarttech verbracht. Die haben uns im letzten Jahr einige Smartboards verkauft, welche jetzt einige Klassenzimmer schmücken. Damals hatte ich behauptet, wir könnten „Kopierer, Overheadfolien und Laminiergerät (…) nun weiträumig umgehen.“ Meine praktische Erfahrung aus dem Unterricht zeigt allerdings, dass mein Unterrichtsmaterial eben doch noch zum großen Teil aus Büchern und Kopiervorlagen stammt. Der Weg führt also momentan nicht mehr über den Kopierer sondern über den Scanner. So ist es mir möglich, mit den Schülern direkt an der digitalen Tafel zu arbeiten. Gescannte Buchseiten oder Arbeitsblätter können damit gestochen scharf angezeigt und besprochen werden. Allerdings nutze ich dabei natürlich immer nur einen erbärmlichen Bruchteil der neuen digitalen Möglichkeiten. Hin und wieder setze ich Teile von interaktiven Lernprogrammen ein und nutze damit mehr Möglichkeiten. Es bleibt das Gefühl, dass hier noch ein großer Entwicklungsbedarf ist.

Digitale Schulbücher
Nach Auskunft unseres Beraters bei Smarttech hat seine Firma schon in den letzten Jahren immer wieder bei den Schulbuchverlagen darauf hingewiesen, dass sie interaktives Unterrichtsmaterial für digitale Tafeln entwickeln sollten. Dies entspricht genau meinem Bedürfnis. Ein einfaches Beispiel wäre mein lang gehegter Wunsch nach einer Hundertertafel, die sich per Finger/Klick mit zweifarbigen Wendeplättchen belegen lässt, wie sie in jedem Schulbuch aus dem Mathematikunterricht vorkommt. Ganz klein, einfach und passend zu jedem Mathebuch. Allerdings hat bis zu diesem Jahr kein Schulbuchverlag darin eine wirkliche Notwendigkeit gesehen. Erst jetzt kommt erstes digitales Material von den Schulbuchverlagen passend zu ihren Lehrwerken auf den Markt.

Technische Grundlagen
Ich habe mich auch an den Ständen von Cornelsen und Klett umgehört. Dort bekamen wir einige Demoversionen zu sehen. Grundsätzlich zeichnet sich ab, dass die Verlage auf Flashprogrammierung, PDF-Dateien oder PowerPoint-Präsentationen sezten, um eine Unabhängigkeit zu verschiedenen digitalen Tafeln zu gewährleisten. Den Ansatz halte ich für absolut gut. Ziemlich groß angekündigt wurden digitale Wandkarten (1, 2). Dabei handelt es sich um vektorbasierte Auszüge aus den Atlanten, die somit verlustfrei skaliert und im Detailgrad angepasst werden können. Ich nutze ja bisher mit viel Freude (der Schüler) Google Earth und sehe noch nicht den Vorteil eines digitalen Atlanten. Dennoch haben wir zum Testen mal eine Version bestellt.

Interaktive Tafelbilder
Beim Klett-Verlag haben wir eine Demo-CD mit sogenannten „interaktiven Tafelbildern“ erhalten. Darüber hinaus haben wir drei DVDs mit Vollversionen für den Deutsch, Geografie und Geschichtsunterricht gekauft. Zu meiner Verwunderung enthalten sie überwiegend PowerPoint Präsentationen zu vielen kleinen Themenbereichen. Sie sind vom Layout her ansprechend und übersichtlich gestaltet und auf den wesentlichen Inhalt reduziert. Jede DVD deckt einen einigermaßen großen Themenbereich für das entsprechende Schuljahr ab. Aber das wars dann überwiegend auch schon an positiven Aspekten. Jede der ungefähr zehn von mir zufällig ausgewählten Test-Präsentation war absolut linear aufgebaut, ich habe keine Querverweise und neben bisweilen dürftigen Schaubildern kaum Multimedialität entdeckt.

Interaktivität habe ich vergebens gesucht. Eher laden die Tafelbilder zum ausführlichen Lehrervortrag ein, den wir doch eigentlich umgehen wollten. Hypertextualität oder meinetwegen Interaktivität würde durch Links und Querverweise wenigstens ein Unterrichtsgespräch ermöglichen, in dem man auf die individuellen Fragen der Schüler eingehen könnte. In dem linearen Aufbau kann man auf so manche Frage nur antworten: „Warte, die Antwort kommt später in der Präsentation.“ – in der Hoffnung sie komme dann auch oder der Schüler hat die Frage bis dahin vergessen. Gefährlich: Zu jedem Tafelbild gab es auch noch die Leerfassung in A4 zum Ausdrucken, sodass die Schüler einfach nach dem Lehrervortrag das Arbeitsblatt ausfüllen können. Womit wir dann an hochmodernen Tafeln im 45 Minuten Takt didaktisch-methodisch gleich wieder um Jahre zurückgeworfen worden wären.

Neben den PowerPoint-Präsentationen konnte ich nur wenige Flash-Programme ausprobieren. Grundsätzlich gefällt mir an Flash die Unabhängigkeit von einem bestimmten Computer- oder Whiteboardsystem und die Möglichkeiten der Interaktivität und Multimedialität. Dem wurden die Anwendungen zumindest gerechter als die PowerPoint-Dateien. Leider waren die Flash-Programme nicht dokumentiert. Und obwohl sie für die 1./2. Klasse vorgesehen waren, wusste ich nicht, wo ich was bedienen sollte. Das Problem hätte sich möglicherweise nicht ergeben, wenn die Programme in der Notebook-Software des Smartboards laufen würden. Nichtsdestotrotz habe ich einige Flash-Programme zu meinem Mathe-Lehrwerk auf DVD bestellt. Vielleicht sind sie ja dort dokumentiert und meine Tests laufen dann erfolgreicher.

Was bleibt unterm Strich? Interaktive Tafelbilder werden bisher überwiegend ihrem Namen nicht gerecht. Sie decken dennoch ein großes Themengebiet ab und stellen dies klar und gut strukturiert am Beamer dar. Für alle, die technisch nicht so versiert sind, eröffnen sich so einige erste kleine Möglichkeiten an der digitalen Tafel, die dennoch zum ausgedehnten Lehrervortrag einladen. Ich würde nach aktuellem Kenntnissstand doch eher empfehlen, die Ressourcen in gute PowerPoint- oder Flash-Fortbildungen einzusetzen. Ich traue jedem zu, inhaltlich und technisch ebenso gute Präsentationen selbst zu erstellen. Die treffen dann aber gezielter den Kenntnisstand der Schüler und lassen sich methodisch besser anpassen und in den Unterricht integrieren.

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6 Kommentare

  1. Alex Tscheulin 17. Februar 2009

    Toll! Klasse Bericht.

    Freue mich, wenn wir das demnächst vor Ort besprechen können.

  2. Joerg Michel 16. März 2009

    Hallo Daniel,

    wir haben einige der der interaktiven Tafelbilder von Klett realisiert (die guten ; )) Auf jedem unserer Tafelbilder gibt es m.E. einen Info-Button oben links der beschreibt was mit dem Tafelbild gemacht werden kann. Wir bereiten die Tafelbilder zum einen als Board-unabhängige Tools zum anderen im Smart-Notebook-Format an. Zumindes liegen sie auf der Kauf-CD dann in beiden Formaten vor. Wir entwickeln intensiv an diesem Thema und sind an Feedback von Lehrern an der Unterrichtsfront immer offen.

    Beste Grüße

    Joerg Michel

  3. Daniel Röhe 24. März 2009

    Hallo Jörg,

    ich werde weiter über meine Erfahrungen berichten. Die CD von Klett habe ich bestellt und bin interessiert an weiteren Demo-Versionen. Ich prüfe sowas auch für Kollegen und empfehle dann ggf. weiter.
    Danke für den Hinweis auf den Info-Button. Den habe ich bereits entdeckt. Die Infos dahinter waren aber recht dünn. Dennoch finde ich die Plattformunabhängigkeit sehr gut und finde Flash für Schulbuchverlage natürlich gut, weil es zu mehr Interaktivität einlädt.

    Gruß
    Daniel

  4. Christian Kohls 13. Oktober 2009

    Hallo Daniel,

    eine Hundertertafel findet man in der SMART Notebook Software wenn man in der Galerie nach „100er“ sucht und dann im Reiter „Interaktiv und Multimedia“ schaut.

    Beste Grüße,
    Christian

  5. Christian Urff 15. Dezember 2009

    Ich habe ein interaktives Zwanzigerfeld programmiert, dass unter http://www.lernsoftware-mathematik.de/cms/?p=503 ausprobiert und heruntergeladen werden kann und sich vielleicht auch als interaktives Tafelbild gut eignet. Ich würde mich über Meinungen dazu und Erfahrungsberichte freuen.
    Eine Hunderterfeld-Version im ähnlichen Stil ist ebenfalls geplant.

    Viele Grüße,
    Christian Urff

  6. Christian Urff 1. September 2010

    Inzwischen gibt es auf meiner Homepage noch weitere virtuelle Arbeitsmittel u.a. interaktive Hunderterfelder, die sich gut auch als interaktive Tafelbilder für den Mathematikunterricht eignen: http://www.lernsoftware-mathematik.de/cms/?page_id=547

    Viele Grüße,
    Christian Urff

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