daniel roehe

digitale bildung für alle

Gewaltvorfälle und was man dabei gerne mal vergisst…

Ich komme gerade von der Fortbildung zur Gewaltmoderation am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg. Diesmal war das Thema Opferberatungsstellen. Zunächst die gute Nachricht: es gibt in Hamburg eine Menge Beratungsstellen für Opfer von Gewalt, die eine sehr gute und wichtige Arbeit leisten. Die Feststellung kann ich aus eigener Erfahrung aus meiner Arbeit in der Schule unterstützen. Heute haben sich „Der weiße Ring“ und „Autonom Leben“ vorgestellt. Mir war gar nicht klar, wie viel wichtige Arbeit die mit verhältnismäßig wenig Mitteln bei erschreckend hohem Bedarf die leisten. Eine schlechte Nachricht ist, dass derartig wichtige Leistungen für die Gesellschaft von so vielen Ehrenamtlichen und Vereinen übernommen werden müssen.

Grundsätzlich empfinde ich die Fortbildung immer als sehr bereichernd, weil auch ich an der Stelle zusätzlich Gewaltvorfälle aus der Schule reflektieren kann. Diesmal ist mir das besonder aufgefallen, weil ich in den letzten Tagen viele Ereignisse an der Schule begleitet habe. Zwei Erfahrungen habe ich dabei gemacht, die auch heute im Seminar thematisiert wurden. Zunächst ist mir aufgefallen, dass die Versorgung und Begleitung der Opfer von Gewaltvorfällen schnell aus dem Blick gerät. Mehr Aufmerksamkeit erhält in der Regel der/die Tatverdächtige (wenn auch nicht für ihn/sie unmittelbar erfreuliche). Mit der Täterbehandlung ist man natürlich bemüht, um weitere Gefahren abzuwehren. Ohne dies geht kein Krisenmanagement. Damit aber eine konstruktive und friedliche Weiterentwicklung in der Gruppe stattfinden kann, muss aber genauso das Opfer versorgt werden. Die Wunden bei den Opfern sind nicht immer offensichtlich und brauchen deshalb besondere Aufmerksamkeit.

Zu den Opfern im weiteren Sinne zähle ich übrigens auch meine Kolleginnen und Kollegen. Ein Krisenmanagement belastet einen immer ganz persönlich, aber auch die Beziehung zum Schüler. Dies wird einem im aktuen Fall nicht so bewusst und kann auch erst Tage später spürbar werden. Gerade deshalb ist es so wichtig, auch im Kollegium genau zu fragen, welche Vorfälle bei wem Spuren hinterlassen. Diese müssen dann bspw. auch mit Inter- oder Supervision aufgearbeitet werden. Einerseits ist damit der Lehrergesundheit gedient, andererseits kann nur so eine konstruktive und professionelle Arbeit mit den betroffenen Schülern stattfinden.

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