Derzeit wird viel über Inklusion diskutiert. So auch im Zusammenhang mit der Reform der Integrationsverordnung nach §12 des Hamburger Schulgesetzes. Vorab sei, um Missverständnisse vorzubeugen gesagt, dass Inklusion ein fernes Ziel ist, an dem alle Menschen uneingeschränkt ihre Rechte auf Teilhabe wahrnehmen können und ohne Diskriminierung zusammen leben. Eine inklusive Gesellschaft ist eine, in der kein Mensch ausgegrenzt wird. Ich verfolge diese Diskussionen schon länger auf Veranstaltungen in Hamburg aber auch bundesweiten Tagungen. Heute wurde bei Leben mit Behinderung Hamburg zu oben genanntem Anlass diskutiert. Dabei sind mir wieder zwei Irrwege aufgefallen.
Integration ist nicht gleich Inklusion
Viele Schulen präsentieren sich auf den Veranstaltungen und beschreiben sich als inklusive Systeme. Dabei kommt es zu Aussagen wie „Inklusion heißt, alle sind dabei. Auch die Kinder mit schwerer Behinderung.“ Wenn wir Kinder mit schweren Behinderungen als Menschen sehen, die es erst einmal in ein Stammsystem zu integrieren gilt, sollten wir weiterhin von Integration sprechen. Erst wenn die Schulen Kinder mit allen Bedürfnissen gerecht werden können, dürfen sie sich wirklich inklusiv nennen. Bis dahin ist aber noch an einem Selbstverständnis zu arbeiten. Deshalb sollten wir lieber von Schulen sprechen, die sich auf dem Weg zur Inklusion befinden. Das wäre ehrlicher.
Inklusion kann nicht von Schule allein gemacht werden
Der Weg zur Inklusion muss von der Gesellschaft getragen werden. Wir können nicht Inklusion in der Schule verordnen, wenn Eltern beispielsweise glauben, ihr Kind werde in Sondereinrichtungen besser gefördert. Und sie müssen bereit sein, Andersartigkeit zu akzeptieren, mit zu tragen und keine Angst haben, Ihre Kinder kämen zu kurz. Und wir brauchen in der Schule Unterstützung von Außen: Therapeuten, Ärzte, sozialpädagogische Kinder- und Jugendhilfe, Sportvereine und Musikschulen. Sie und viele mehr können dazu beitragen, dass Inklusion in Schule gelingt.
So kann sich Schule in Richtung Inklusion entwickeln. Und sie kann ein Beispiel für viele andere gesellschaftliche Bereiche werden: für Unternehmen, Vereine, Kirchen. Damit nicht nur eine Schule sondern auch eine Gesellschaft für alle entsteht.