daniel roehe

digitale bildung für alle

Schüler entschleunigen

Ich unterrichte bekanntlich an einer Schule für Kinder mit besonderem Förderbedarf, einer besonderen Form der Förderschule. Unser Unterricht zeichnet sich durch ein besonderes Maß an Differenzierung und intensiver Beziehungsarbeit aus, um den Schülern ein möglichst optimales Lernen zu ermöglichen.

Seit ich die Schüler nach dem Praktikum vergangene Woche wieder im Klassenraum unterrichten kann, ist mir wieder aufgefallen, dass die Gruppe irgendwie dennoch dauerhaft gestresst wirkt. Schnell begrüßen, setzen, alle Aufgaben möglichst schnell erledigen, schnell in die Pause, setzen, essen, weitermachen, nach Hause. Und nächsten Tag das gleiche Spiel von vorne. Komisch find ich das vor allem, weil wir als Lehrerteam eigentlich bemüht sind, viel Ruhe auszustrahlen und wie oben beschrieben jedem gerecht werden wollen. Während gute Leistungen von uns durch Lob honoriert werden, erwarten wir von keinem Schüler, immer alles vollständig, geschweige denn fehlerfrei zu schaffen.
Nun habe ich auch die Beurteilungen der Betriebe über das Praktikum gelesen und die Abschlussgespräche reflektiert. Dabei fällt mir auf, dass die Schüler zunächst mal überwiegend gut beurteilt wurden und das Praktikum in den meisten Bereichen erfolgreich beendet haben. Dennoch merken auch die Betriebe an, dass viele Schüler lernen müssen „eine Aufgabe zu Ende zu führen“. Ich glaube, hier spielt der gleiche „Stress“ eine Rolle, wie ich ihn in der Schule beobachte. Hier geht es sicher um einen Förderbereich, der mit „emotionaler Entwicklung“ beschrieben wird. Aber was tun? Noch mehr Feedback, mehr Entspannungsphasen einbauen und Traumreisen anbieten die ich zuletzt in der Grundschule eingesetzt habe? Eine Antwort habe ich bis heute nicht. Es bleibt aber eine wichtige Aufgabe für die Schüler und uns als Team bis zum Ende der Schulzeit in zwei Jahren. Sehr bereichernd finde ich dabei wieder die Perspektive auf nachschulische Lebens- und Arbeitswelten.

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1 Kommentar

  1. frau freitag 11. Juni 2009

    Vielleicht solltest du den Schülern mal zwei Wochen Urlaub geben, die haben sich doch schon im Praktikum so angestrengt. Du musst sie so lange von der Schule und vom Lernen fernhalten, bis sie wie Verhungernde nach deinem Unterricht lechzen. Künstliche Verknappung. Das funktioniert auch in der Wirtschaft.
    vie Glück damit.

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