daniel roehe

digitale bildung für alle

Keine Lehrer mehr bei Focus Schule

Als ich im Urlaub war, kam mir die FOCUS Schule Redaktion mit einer Entscheidung zuvor, über die ich auch schon lange nachgedacht hatte. Der FOCUS Schule Lehrerblog wird eingestellt. Für den FOCUS war ich als Lehrer ein Jahr Pro-Blogger. D.h. ich habe Beiträge auf Honorarbasis geschrieben. Nachdem immer mehr Leser wegblieben, wird es den Blog nun nicht mehr geben.
Für mich hatte das Pro-Bloggen immer einen etwas komischen Beigeschmack. Meine Zweifel am Bloggen für FOCUS Schule hatten unterschiedliche Gründe, weshalb die Entscheidung, den Blog einzustellen, vielleicht nur konsequent ist.

  1. Die Blogs bei FOCUS-Schule lassen den Charakter von Social-Software vermissen und verspielen somit die besonderen Chancen von Blogs. So wurden beispielsweise Kommentare grundsätzlich redaktionell geprüft. Bei keinem meiner Beiträge kam es wirklich zu Diskussionen. Ich hätte mir gewünscht, mehr mit meinen Lesern in Kontakt zu treten.
  2. Ich war von der Redaktion verpflichtet, pro Woche zwei bis drei Artikel zu schreiben. Damit wurde es nicht mehr nur in meinem geliebten alten privaten Blog immer ruhiger, sondern mit jedem Beitrag schwang immer ein gewisser Zwang mit. So habe ich hin und wieder einfach über Belanglosigkeiten schreiben müssen, um überhaupt Content zu liefern.
  3. Mein Anspruch an die Artikel war vielleicht zu hoch. Bei meinem privaten Blog habe ich das Gefühl, für eine mehr oder minder „private Öffentlichkeit“ zu schreiben. D.h. ich schreibe auch mal sehr persönliche Dinge, die hin und wieder eben auch sprachlich nicht ganz einwandfrei sind. Beim FOCUS habe ich immer mit der „totalen Öffentlichkeit“ gerechnet. So dachte ich, dass es viele kritische Leser gibt, die mglw. mit bestimmten Vorurteilen die Beiträge betrachten. So wollte ich nicht nur sprachlich, sondern auch pädagogisch, vielleicht sogar politisch oder theoretisch einwandfreier schreiben. (Zumal ich den FOCUS nicht zu meinen politisch favorisierten Magazinen zähle.)
  4. Redaktionelle Internetseiten lassen sich schlecht mit Bloginhalten mischen. Die Redaktion von FOCUS Schule hat dies auch nicht gut hinbekommen. Mein Wunsch, mehr von der redaktionellen Arbeit mitzubekommen und dahingehend vielleicht auch meine Beiträge abzustimmen, konnte nicht erfüllt werden. Das ein thematische Schwerpunkte nicht deutlich werden konnten, sieht man auch daran, dass es keine Kategorieren gab. Schließlich war der Blog nicht gut zu finden. Wenn die Beiträge mal gelesen wurden, haben die Leser vielleicht eher gut recherchierte Artikel erwartet als alltägliche Geschichten – der Blog war eben nicht wirklich als solcher erkennbar.

Sicher war es spannend, ein Jahr lang Problogger zu sein. Ich trage gerne zum Bild von und der Diskussion über Lehrer in der Gesellschaft bei. Sollte es ein nächstes Mal geben, würde ich darauf bestehen, dass die Redaktion ihre Blogs wirklich als solche versteht und einsetzt. Für mich würde es am Wichtigsten sein, noch mehr mit der Leserschaft in Austausch zu treten. Nun freue ich mich aber, meinen privaten Blog auch wieder mit Bildungs- und Schulthemen füllen zu können, sodass Ihr mit mir an dieser Stelle wieder diskutieren könnt. Meine alten „Pro-Beiträge“ bekomme ich vom Focus zur Verfügung gestellt und hoffe, sie hier in ein Archiv importieren zu können.

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